Wer hat die Texte der Bibel ausgewählt ?
Natürlich haben auch die Christen der Urkirche
viele Meinungsverschiedenheiten gehabt, das Neue Testament schildert das ganz
unverblümt.
Aber gerade das ist ja das Faszinierende, dass hier nicht irgendwer hergekommen
ist und gesagt hat: "So, das ist die heilige Schrift der Christen und daran habt
ihr von jetzt an zu glauben", sondern dass man dreihundert Jahre lang darum
gerungen hat und schließlich einen Kanon erstellt hat, der bis heute in allen
christlichen Konfessionen (mit hier unerheblichen Abweichungen) gilt.
Das entscheidende Kriterium war der sensus fidei, der Glaubenssinn, das vom
Heiligen Geist verliehene Gespür für die göttliche Authentizität einer Schrift.
Das ist auch eine Sache der Übung.
Weltlich gesprochen kann ein sehr belesener Literaturkritiker wohl mit großer
Sicherheit erahnen, ob ein heute zum ersten Mal gefundenes Schriftstück
vielleicht tatsächlich von Goethe stammen könnte.
Er hat schon vieles von ihm gelesen, er kennt seine Ausdrucksformen, und er hat
vor allem ein Gespür für den Geist in dem ein Goethe schreibt.
So ist ungefähr auch sensus fidei zu verstehen.
Qumran und ähnliche neue Funde ergänzen das Bild, aber da die Bibelforscher
aller Konfessionen sehr belesen und auch kritisch sind, hätten sie wirklich
entscheidende Veränderungen der Bibel längst bekannt gegeben.
So heiß wie in den meist minder informierten Medien gekocht wird, wird in der
Realität noch lange nicht gegessen.
Weitere Gedanken findest du hier.