Und führe uns nicht in Versuchung...
Lieber Pfaffenheini! Ich hätte da eine Frage die mich immer wieder bewegt. In letzter Zeit bete ich oft den Rosenkranz, und wiederhole das Vater unser dementsprechend oft. Ist das ein Übersetzungsfehler denn es kann doch nicht sein das wir alle zu IHM beten: und "führe uns nicht in Versuchung", sondern erlöse uns von dem Bösen. Ich glaube nicht das Gott/Jesus uns in Versuchung führt Sollte es nicht heißen : und führe uns durch die Versuchung? oder und hilf uns bei den Versuchungen? Danke schon jetzt für deine Antwort Vergelt´s Gott Thomas |
Hi Thomas
Ich habe schon vor drei Tagen dein posting gelesen, und jetzt ähem darf ich mich
hoffentlich auch zu Wort melden und dir MEINE Antwort schreiben. Ich habe
solange nichts gegen Dazwischengefunke, als es in die richtige Bahn läuft...
Deine Frage ist berühmt und auch nahe liegend, die Antwort ist einerseits
leicht, andererseits klassisch geheimnisvoll.
ÜBERSETZUNGSFEHLER ist es nämlich GARANTIERT NICHT:
Im griechischen Original steht an der entscheidenden Stelle in Mt 6,13 das Wort
"eis", das schlichtweg bedeutet "in hinein". Auch der geniale Bibelübersetzer
Hieronymus hat in seiner lateinischen "Vulgata" dieses "eis" mit "in"
tentationem übersetzt.
Die zweite Seite der Medaille, die bei dieser Frage unbedingt zu beachten ist,
steht im ersten Kapitel des Jakobusbriefs:
12 Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich
bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die
Gott lieben.
13 Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung
geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er
führt auch selbst niemand in Versuchung.
14 Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in
Versuchung geführt.
15 Wenn die Begierde dann schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt;
ist die Sünde reif geworden, bringt sie den Tod hervor
Ich selbst habe vor vielen Jahren in bester Absicht einmal einige Tage lang,
"führe uns in der Versuchung" gebetet. Das Ergebnis war folgendes: Gott ist bei
der Frage nach dem Bösen plötzlich völlig entlastet, das Ganze endet aber leider
in einem plumpen Dualismus.
Das Böse ist eben keineswegs ein gleichwertiges Prinzip zu Gott, sondern ein
durch die freie Entscheidung der gefallenen Engel "innergeschichtlich
Gewordenes".
Bleibt natürlich die große Frage, warum Gott die Sünde und das Böse zulässt?
Ein Aspekt ist die Freiheit, die er seinen Geschöpfen ermöglicht...
Der hl. Leo der Große antwortet: ,,Wertvoller ist das, was uns durch die
unbeschreibliche Gnade des Herrn zuteil wurde, als was wir durch des Teufels
Neid verloren hatten" (serm. 73,4).
Und der hl. Thomas von Aquin:
,,Auch nach der Sünde blieb die Möglichkeit einer Höherführung der Natur. Gott
lässt ja das Böse nur zu, um etwas Besseres daraus entspringen zu lassen: ,Wo
die Sünde mächtig wurde, ist die Gnade übergroß geworden‘ (Röm 5,20). Darum wird
bei der Weihe der Osterkerze gesungen: ,O glückliche Schuld, die einen solchen
großen Erlöser zu haben verdient hat!"‘ (s.th.3,1,3 ad3).
God bless u
ph