Fragwürdige Formen des Glaubens

 

Fangen wir doch mal damit an...
Auf diese Frage kam ich, weil ich mir kürzlich den Film "Rad der Zeit" von Werner Herzog angesehen.

Dieser Dokumentarfilm handelt von einem alle paar Jahre stattfindenden Pilgertreffen der buddhistischen Welt in Nordindien. An diesem Ort fand Buddha 534 v. Chr. unter dem Baum Bodhi die Erleuchtung.
Ganz davor abgesehen dass der z.T. devote Kommentar (manchmal wie Märchenonkel Grzmek) mich verärgert hat, erschlich mich nach der Hälfte des Films ein fader Beigeschmack, eine leichte Wut stieg in mir auf. Ich konnte auf einmal die chinesischen Kommunisten verstehen, auch wenn ich die Gewalt, Zerstörung und Menschenrechtsverletzungen dieser Zeit nicht billige.

Ärmste Menschen verbringen Jahre damit, um Entfernungen von 1000enden Kilometern buchstäblich mit ihrem Körper abzumessen und um ans Ziel ihrer Pilgerreise zu gelangen. Andere, nicht ganz so dogmatisch, fahren - wenn auch unter meist erbärmlichsten Bedingungen.
Zu diesem Zweck verlieren diese Pilger nicht nur ihre Ersparnisse, sondern auch den geringen Besitz der Menschen der Länder, die sie durchreisen, da sie aufgrund ihres Glaubens zur Unterstützung angehalten sind. Darüber hinaus kommt es auch immer wieder zu Toten aufgrund Entkräftung, insbesondere beim Abschluss der Veranstaltung, einer Bergwanderung im Hochgebirge.

Mich hat es wütend gemacht, dass diese ohnehin armen Menschen - anstatt ihre Zeit, ihre Mühen und ihr weniges Geld in den Aufbau eines Gewerbes, einer Landwirtschaft, Bildung, kurz ihres eigenen Wohlstandes und den ihrer Familien stecken zu können, aufgrund ihres Glaubens - oder sollte ich sagen Manipulation - das wenige was sie besitzen, verlieren und darüber hinaus noch die Perspektiven ihrer Kinder verspielen. Und so mancher verliert im Zuge dessen sogar dann auch noch das Leben.

Ich weiß, da so manche Aspekte des o.g. nicht mit dem Katholizismus in Einklang zu bringen sind. Dennoch habe ich hier bewusst den Buddhismus ins Spiel gebracht, weil es mir nicht um eine Kampagne gegen die Katholische Kirche ging, sondern um einen Teilaspekt des Glaubens, den es in allen Weltreligionen gibt.
Und doch...
Letzten Sommer habe ich mir in Landsberg eine Kirche aus dem 16.Jh. angesehen. All das viele Gold, die Juwelen an den Figuren... Für mich als Protestant war das schon fast eine Beleidigung.
Was hätte wohl ein Jesus dazu gesagt: ("ihr habt aus meinem Haus einen Marktplatz gemacht !") ?




Lieber ...............

Ich kann deine Gefühle gut verstehen, mir geht es da genau so.
Mir fehlt eine tiefere Einsicht in das buddhistische Denken, doch bin ich schon dem Dalai Lama und einigen seiner Gefährten begegnet und war weder fasziniert noch angezogen.

Im katholischen Glauben fühle ich mich nach einigem Suchen wirklich zu Hause, selbst wenn es natürlich auch hier einiges gibt, was mich stört.
Der übertriebene Prunk mancher Kirchen gehört sicher dazu.

Es gibt im christlichen Glauben den Gedanken der Sühne:
Das bedeutet, das jemand den Fehler eines anderen wieder gutmacht.
Am deutlichsten wird das natürlich im Kreuzestod Jesu.
Aber auch viele Gläubige bringen große oder kleine Opfer, die meiner Meinung nach sinnvoller weise am besten direkt jemand zu Gute kommen sollten. (Sorge um missbrauchte Kinder, um Behinderte und Kranke...).

Manche Christen bringen ihr Opfer in Form einer körperlichen Einschränkung oder eines finanziellen Beitrags zur Errichtung oder Erhaltung eines Gotteshauses.


Gottes Segen auf allen Wegen
pfaffenheini


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