Todesstrafe
Hi Pfaffenheini, ich habe da mal eine Frage: und zwar habe ich mal im Zusammenhang mit einer Debatte um die Todesstrafe gehört, Jesus soll gesagt haben (in etwa) "Der Wert des Lebens eines Menschen ist höher als seine schlimmsten Taten". Könntest Du mir sagen, wo in der Bibel er das gesagt hat" und wie er dies gemeint hat? Vielen Dank im Voraus! mfg |
Hi .........,
Todesstrafe ist ein sehr komplexes und wichtiges Thema.
Der von dir sinngemäß zitierte Satz von Jesus ist mir nicht bekannt, es ist
immer schwierig, solche ungefähren Aussagen zuzuordnen.
Der Wert des menschlichen Lebens wird insbesondere auch in der Bergpredigt
hervorgehoben, z.B. Mt 6,26ff.
Zur Todesstrafe fallen mir einige Ereignisse aus dem Leben Jesu ein.
Jesus rettet Maria Magdalena vor der Todesstrafe durch Steinigung, indem er ihre
Ankläger auffordert: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein."
Sehr beeindruckend dargestellt in der "Passion Christi".
Jesus hat nur einem einzigen Menschen direkt die Aufnahme in den Himmel
versprochen, dem sogenannten rechten Schächer, der so wie er selbst die
Todesstrafe durch Kreuzigung erleiden musste: "Amen, ich sage dir, heute noch
wirst du mit mir im Paradies sein."
Die Lehre der katholischen Kirche über die Todesstrafe muss immer auch in ihrem
geschichtlichen Zusammenhang gesehen werden. Wir urteilen gerne selbstgefällig
über Menschen, die vor hunderten Jahren unter völlig anderen Umständen gelebt
haben, die wir uns nicht einmal vorstellen können.
Das letzte Wort in Sachen Todesstrafe wurde von der Kirche in der endgültigen
Fassung des Katechismus gesprochen:
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2267 Unter der Voraussetzung, dass die Identität und die Verantwortung des
Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststeht, schließt die überlieferte Lehre der
Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus, wenn dies der einzig
gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten
Angreifer zu verteidigen.
Wenn aber unblutige Mittel hinreichen, um die Sicherheit der Personen gegen den
Angreifer zu verteidigen und zu schützen, hat sich die Autorität an diese Mittel
zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls
und sind der Menschenwürde angemessener.
Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen wirksam
zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, ohne ihm endgültig die
Möglichkeit der Besserung zu nehmen, sind jedoch heute die Fälle, in denen die
Beseitigung des Schuldigen absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder
praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ (EV 56).
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In den USA gibt es schon seit Jahren heftige Diskussionen über ein Ende des
"Experiments Todesstrafe". Ich persönlich finde es schade, dass in den letzten
Jahren insbesondere die Demokraten, allen voran Ex-Präsident Clinton, ihre
Position Against Death Penalty aufgegeben haben.
Und zum Abschluss etwas Erbauliches:
Als der Präsident von Guatemala zum Begräbnis von Johannes Paul II. nach Rom
kam, verkündete er feierlich, dass sein Land, in Anerkennung der großen
Verdienste des Papstes und dessen ausdrücklichem Wunsch gemäß, die Todesstrafe
abschaffen wird.
God bless u
ph
Part II
Also folgt die Kirche Jesu Wort nicht direkt und sagt "ja, manchmal darf man schon Todesstrafe einsetzen". |
Hallo ..........,
"praktisch überhaupt nicht mehr gegeben"
Ich denke, das ist eine klare Aussage von Johannes Paul II. in der Enzyklika
"Evangelium vitae" gewesen, die durch seinen unermüdlichen Einsatz für von der
Todesstrafe bedrohte Menschen noch eindeutiger zu verstehen ist.
Liebe Grüße
ph