Gemeinsame Heilige Messe
Du sagst so locker,
Interzelebration wäre Heuchelei. Werden vom Abendmahl nicht einfach
voneinander abweichende Bilder (im Kopf!) gezeichnet, die uns alle aber die
gleiche Geschichte erzählen? Haben nicht Pietismus und Aufklärung diese
Unterschiede in der Auffassung gemildert? Liegt der wesentliche Unterschied
heute nicht einfach darin, dass die kath. Kirche Leib und Blut in Gestalt
des Brotes sieht, während die evangelische Kirche das Abendmahl in beiderlei
Gestalt (Wein für Blut, Brot für Leib) reicht? Gibt es in der kath. Kirche
nicht auch Abweichungen seit dem 2. Vatikanischen Konzil? Anders als kath. Würdenträger halte ich die beiden Geistlichen in meinem Beispiel durchaus für fähig, auch in der Interzelebration einen Konsens zu finden. Oder würde die kath. Kirche einen Blinden vor die Türe weisen, nur weil er sich eine Blume anders vorstellt als sie der Pfarrer sieht.? |
Lieber .......
Wie schon oben gesagt geht es erstens um das
verschiedene Amtsverständnis der Vorsteher des Abendmahls bzw. der Heiligen
Messe.
Zweitens geht es um die entscheidende Frage, auf welche Weise Jesus Christus in
der Heiligen Messe gegenwärtig ist.
Luther hatte hier ein grundlegend anderes Verständnis und lehnte den Glauben der
Katholiken ab. So entwarf er seine Form, das Abendmahl. Calvin und Zwingli haben
sich in ihrer Lehre dann noch einmal weiter und auch von Luther entfernt.
Die Aufklärung hat alles Religiöse sehr kritisch beäugt, da wurde zwischen
katholisch, evangelisch oder reformiert nicht wirklich unterschieden.
Auch in katholischen Kirchen wird der Leib und das Blut Christi gereicht.
Ganz banal gesagt ist das auch eine Frage der praktischen Durchführbarkeit.
Abweichungen bis hin zum Schwachsinn hat es gerade bei der Heiligen Messe genug
gegeben. Das ging bis zur Party mit Würstel und Cola, weil das ja alles so viel
verständlicher sei.
Diese oft genug geistlose Herumexperimentiererei hat die Heilige Messe
banalisiert, zum Event verkommen lassen.
Events können die ganz normalen Partypromoter viel besser organisieren, daher
interessiert das im Grunde auch niemanden.
Die katholische Kirche hat es aber in Wirklichkeit überhaupt nicht nötig
irgendwen schlecht zu kopieren, sondern darf vielmehr ihre eigenen geistlichen
Schätze wieder neu entdecken.
Wo das geschieht, dort wächst sie rasant. Irgendwie schade, dass wir
ausgerechnet in Europa leben, das als einziger Kontinent noch immer in einer
spirituellen Stagnation dahindümpelt.
Aber es gibt genug Hoffnungszeichen, dass auch hier ein geistlicher Aufbruch
(verborgen) schon im Gange ist.
Grad da wäre ein gemeinsames
Essen der erste Schritt zu einer Annäherung und einer erneuten
Gesprächsaufnahme. Weil einer nicht meine Meinung teilt, ist er nicht zwangsläufig mein Feind, also warum sollte ich nicht mit ihm essen und reden?! |
Liebe ........
Vergleiche hinken immer.
Die von dir richtigerweise genannte Annäherung bei einem guten Essen geschieht
aber auch schon längst.
Die Vertreter der einzelnen Konfessionen, die mit aufrichtigem Bemühen die
Differenzen besprechen, tun dies sicher oft genug auch beim gemeinsamen Essen.
Nur, für ein Festmahl gibt es einfach noch zu viele Differenzen.
Eines wird dir weder ein Katholik, Protestant oder Orthodoxer sagen können: Wie
denn diese Einheit von der alle (oft etwas vorschnell) reden, aussehen soll.
Indem alle verschiedenen Konfessionen die Glaubensbotschaft einer einzigen
christlichen Konfession übernehmen?
Oder indem man die Superkonfession konstruiert, in der alles vermischt wird?
Bin schon neugierig wohin der liebe Gott die Christen noch führen wird.
"Vater, lass sie alle eins sein" , hat Jesus gebetet.
God bless
ph
Ich komme wieder mit dem Beispiel vom Abendmahl. Deine Rede ist da von den getrennten Brüdern und Schwestern, die nicht zusammenfinden und gemeinsam feiern können, weil ihre Auffassungen zu unterschiedlich sind. Ich bevorzuge das Bild von verwandten Familien mit identischem Stammbaum. Alle haben sie das Bild vom Urgroßvater im Wohnzimmer hängen oder sie tragen es zumindest in ihren Herzen. Und trotzdem weichen die Bilder voneinander ab, denn keiner von den Angehörigen hat den Urgroßvater je zu Gesicht bekommen, also zeichnet jeder seine eigene Vorstellung. Was sie aber nie hätten tun sollen, hatte doch der Urgroßvater noch verkündetet, „ihr sollt euch kein Bildnis von mir machen“ (oder so ähnlich). |
Lieber ........,
Ich muss dein Zitat noch einmal unterteilen, sonst wird es einfach zu lang.
Als Christen sind wir nicht mehr "nur" beim Urgroßvater (Jahwe), sondern, wie
beim Dreifaltigkeitsposting beschrieben, bei Jesus Christus.
Bei ihm gilt das Bilderverbot nicht mehr, denn in ihm hat sich Gott selbst
sichtbar und angreifbar gemacht.
Auch bei den strittigen Frage der heiligen Messe oder des Abendmahls geht es
ausschließlich um Jesus Christus.
Was ich damit sagen will? Wir
brauchen keine „Überkonfession“ und keine Superkirche, sondern etwas mehr
„Verwandtschaftspflege“, dann werden auch gemeinsame Feiern möglich. Ich
gehe noch weiter: Solang in jeder dieser Familien die Väter ihren
(erwachsenen) Kindern bestimmte Haltungen gegen jede Vernunft
indoktrinieren, wird es immer wieder und immer mehr Kinder geben, die den
behüteten Hort verlassen, in einem anderen Haus Zuflucht finden oder im
Freien campieren. Man kann noch so verkünden, Gewitterwolken seien
himmelblau, wer einmal nass geworden ist, wird dies spätestens von da an
nicht mehr glauben wollen. |
Ich möchte meinen Vergleich mit dem
gemeinsamen Essen noch einmal präzisieren.
Im Bild gesprochen:
Die Familien essen schon gemeinsam, sie besprechen ihre gegenseitigen
Differenzen, für die sie persönlich oft gar nicht die Schuld tragen, die aber
ihr Verhältnis doch erheblich belasten.
Sie kommen einander stetig näher, sie haben in dreißig Jahren mehr Differenzen
ausräumen können als die anderen Generationen über 450 Jahre hinweg.
Die Väter lehren ihre Kinder ausdrücklich gegenseitige Wertschätzung, wie das
noch nie in der Geschichte passiert ist.
Aber, wenn der Familienstreit gerade über den eigentlichen Sinn eines
Hochzeitsfestes entstanden ist und hier die verschiedenen Traditionen bis zum
heutigen Tag nicht einfach auf einen Nenner zu bringen sind, dann wird man mit
diesem Fest noch warten.
Nebenbei bemerkt ist das eine spezifisch katholisch-protestantische
Herausforderung für die nächsten Jahre.
Zwischen Katholiken und Orthodoxen besteht schon eine (sehr weite) Gemeinschaft
in den Sakramenten.
God bless u
ph